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Warum es ein Teilzeit Windelfrei nicht gibt

„Wir praktizieren aber nur Teilzeit Windelfrei“ – immer wieder hört oder liest man diesen Satz. Aber was bedeutet das eigentlich, sein Kind „nur“ Teilzeit abzuhalten? Ein Text darüber, warum es kein Teilzeit Windelfrei gibt oder wir Windelfrei nicht bewerten sollten.

Teilzeit Windelfrei? Ein allgemeiner Definitionsversuch

Unter Windelfrei oder abhalten versteht man prinzipiell das Angebot, sein Kind frei ausscheiden zu lassen. Dass man auf dieses Ausscheidungsbedürfnis reagiert, es anerkennt und nach Möglichkeit stillt. Windelfrei oder wie es im Englischen treffender heißt „Elimination Communication“ bedeutet aber wiederum nicht, dass das Baby immer ohne jegliches Backup, also Windel ist, und nur abgehalten wird. Nach dieser Definition ist Windelfrei ein Bedürfnis, das nur befriedigt werden kann, wenn auch alle Voraussetzungen dafür geschaffen sind, wie Zeit, Gelegenheit, Ressourcen usw.

Warum Windelfrei Pausen legitim sind

Wenn wir Windelfrei also nicht als einen Wettbewerb ansehen, nicht als „jeder Tropfen und jedes Häufchen muss aufgefangen werden“-Challenge, dann nimmt das einem schon einmal jede Art von Druck. Wir sind für unser Baby da, wir sind in Kommunikation mit ihm und wir geben jeden Tag unser individell Bestes. An manch einem Tag schaffen wir alles und Windelfrei läuft nebenher wie am Schnürchen. Am nächsten Tag kann das vielleicht schon wieder ganz anders aussehen. Wir sind im Stress, eilen von einem Termin zum nächsten, sind unausgeglichen, vielleicht auch unglücklich und ganz bestimmt genervt von der zehnten nassen Windel oder Hose. Unser Kind signalisiert auf einmal nicht mehr, wehrt sich gegen ein Abhalten oder macht wenige Sekunden später eine große Pfütze auf den Boden – oder all das auf einmal. In solchen Momenten kann es völlig legitim sein, eine bewusste Abhaltepause einzulegen. Wir erklären unserem Kind, warum wir es gerade nicht mehr abhalten können oder wollen und sammeln Energie für die nächste Windelfrei Runde. Wie lange diese Pause dauern kann, hängt davon ab, wann wir wieder bereit und offen für Windelfrei sind. Vielleicht liegt der Fokus gerade auf einem anderen Schwerpunkt oder unsere Reserven müssen erst wieder aufgetankt werden. Eine bewusste Windelfrei Pause ist oft der Gamechanger. Nicht selten läuft es danach deutlich besser als zuvor.

Es ist unsere Entscheidung, ob und wie viel wir abhalten

Wir entscheiden selbst, ob und wann wir abhalten. Nach dem Bedürfnis unseres Kindes und nach unserem. Nur wenn wir selbst entspannt und empathisch sind, kann Windelfrei funktionieren. Wir entscheiden, ob wir Windelfrei wörtlich nehmen und auf jegliche Art von Backup verzichten oder ob wir unserem Kind lieber eine Windel anziehen möchten. Ob wir Stoffwindeln oder Wegwerfwindeln verwenden – auch das ist unsere Entscheidung und sollte nie bewertet werden. Viele Eltern, die von sich selbst behaupten, ihre Kinder „nur“ Teilzeit abzuhalten, fühlen sich kritisiert: „Du verwendest eine Windel?“, „Du verwendest keine Windel?“, „Oh, dein Kind ist nass – funktioniert also doch nicht?!“, „Du hältst es nicht bei jedem Signal, jeder Standardsituation ab?“ usw. Sie stürzen sich dann, vielleicht auch unterbewusst, in die Ausrede, ja nur Teilzeit Windelfrei zu praktizieren. Wieso sollten wir aber Windelfrei unterteilen – in viel Abhalten und weniger Abhalten? Weshalb braucht unsere individuelle Windelfrei-Entscheidung eine Messlatte? Um sie mit anderen vergleichen zu können? Um sie so letztlich bewerten zu können?

Windelfrei ist nicht Voll- oder Teilzeit, sondern vor allem bunt

Ein Windelfrei Weg verläuft selten schnurstracks gerade. Immer wieder gibt es Abbiegungen, Kurven, liegen Holpersteine auf dem Weg, mal kleine, mal größere. Windelfrei lässt sich nicht einteilen, weder in Voll- noch in Teilzeit. Wir stempeln nicht ab, von wann bis wann abgehalten wurde und wir notieren und halten keine Ergebnisse fest. Windelfrei ist viel mehr eine bewusste Entscheidung, ein Sich-darauf-einlassen, ein Beobachten und Agieren. Windelfrei ist individuell und letzten Endes so bunt, wie es das Leben auch ist.

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